
Besonders die älteren Bürger haben sich die Schau angesehen. Foto: avanti.
Steinheim-Höpfigheim – Die Ausstellung „Höpfigheim und die Höpfigheimer auf alten Fotografien“ hat am Sonntag im Ortsarchiv bereits zum zweiten Mal stattgefunden. Aufgrund des regen Interesses hatte der Verein zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlössles und zur Pflege der Ortsgeschichte erneut zu einer Reise in die Vergangenheit eingeladen.
Die Geschichte einer Gemeinde findet man meist in Schriftstücken dokumentiert. Von größerer Aussagekraft sind für Gustav-Adolf Thumm, dem Ersten Vorsitzenden des Vereins zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlössles und zur Pflege der Ortsgeschichte, allerdings Fotografien. Vor über 30 Jahren begann er mit einem großen Projekt: Er bat Höpfigheimer Familien, ihm Familienfotos zur Verfügung zu stellen. Die Originale fotografierte er ab und reproduzierte sie in der Dunkelkammer. Papierabzüge von 665 Einzelbildern wurden auf 39 Hartfaserplatten geklebt. Besonders wichtig ist Thumm die Beschriftung der Bilder mit genauen Angaben zu Datum, Ort, Personen und Anlass des Fotos.
Viele Eindrücke über das Ortsleben im Wandel der Zeit können die Besucher beim Betrachten der Fotografien gewinnen. Die ältesten Bilder stammen noch aus dem 19. Jahrhundert – eine Aufnahme aus dem Jahr 1895 zeigt das erste Panoramabild von Höpfigheim und dem Schlössle. Eine wichtige Rolle spielen für Gustav-Adolf Thumm die Hochzeitsbilder aus den 1930er bis 1950er Jahren. Hier sind besonders viele Höpfigheimer zu sehen, neben den Familien von Braut und Bräutigam waren oft auch Nachbarn eingeladen.
Einen besonderen Ablauf hatten die Hochzeitsfeiern dieser Zeit: Nach der kirchlichen Trauung und Festessen, Kaffee, Hefering und Kuchen zog die Hochzeitsgesellschaft mit Gesang durchs Dorf und kehrte anschließend in eines der alten Gasthäuser zum festlichen Abendessen ein. Die Bildertafeln sind thematisch geordnet – von alten Häusern, Familienbildern, über das örtliche Vereinsleben, Feste und Feiern bis hin zu Dokumentationen zu Gewerbe und Handwerk. Anschaulich dargestellt ist die Höpfigheimer Brunnenbohrmannschaft und die Anbringung des neuen Wetterhahns auf dem Kirchturm im Jahr 1920. Tiefe Einschnitte haben die beiden Weltkriege hinterlassen. Zu sehen sind Bilder von Soldaten – Zuversicht und Stolz ausstrahlend vor dem Krieg, die gefallenen Höpfigheimer werden auf drei Tafeln porträtiert. Auch die Kriegsgefangenen aus Russland, Polen und Frankreich sind auf einigen Fotografien zu sehen.
Ein bedeutendes Ereignis war für Höpfigheim die Glockenweihe der evangelischen Kirche 1920, an der die ganze Bevölkerung beteiligt war. Geweiht wurden die Lutherglocke und Kinderglocke, die als Ersatz für die 1917 zu Kriegszwecken abgelieferten Glocken gestiftet wurden. Zu einem großen Gruppenbild fanden sich damals Schüler, Lehrer, Kirchenchor, der Gesangverein Liederkranz und der Höpfigheimer Kriegerverein zusammen.
Wer sich die Bilder der Ausstellung im Höpfigheimer Ortsarchiv gerne nochmals anschauen, aber nicht bis zur nächsten Schau warten möchte, für den ist der Ausstellungskatalog des Vereins genau das Richtige. Alle 665 Bilder sind hier im Kleinformat zu finden.