Geschichte braucht Gesichter(ca. 2 Minuten Lesezeit)

Gustav Adolf Thumm und Jürgen Bez mit Fototafeln.
Gustav-Adolf Thumm (links) und Jürgen Bez vom Förderverein mit den Fototafeln zur Höpfigheimer Dorfgeschichte.

Steinheim-Höpfigheim – Schon als Junge wollte der in Höpfigheim geborene Gustav-Adolf Thumm wissen, wie jemand ausgesehen hat, wenn er dessen Namen las. Als er älter war, machte er selber einen Anfang. Er suchte Fotos der Höpfigheimer Soldaten zusammen und gestaltete damit seine eigene Art von Gedenktafeln für die Gefallenen.

„Geschichte braucht Gesichter“, findet Thumm. Und so begann der 79-Jährige vor mehr als 30 Jahren auch, andere Fotos bei Höpfigheimer Familien zu sammeln.

Er machte Abzüge in der Dunkelkammer, tippte dazu möglichst genaue Angaben über Datum, Ort und die abgebildeten Personen, Tiere und Gegenstände. Das war oft mit akribischer Recherche verbunden, wenn die Fotos nicht beschriftet waren. 665 hat Thumm auf 39 Tafeln geklebt, thematisch geordnet, soweit es ging. „Diese Arbeit ist schwerlich zu überbieten und keine Selbstverständlichkeit“, sagte am Mittwoch Norbert Gundelsweiler als Vertreter der Stadt. Sie ist Eigentümerin des Ortsarchivs, dem Thumm die Tafeln jetzt offiziell vermacht hat, als „Anregung für die nachkommenden Generationen, sich für die Ahnen zu interessieren“.

Er glaubt, dass „dieser Versuch einer Dokumentation von Privatbildern für ein Ortsarchiv“ bislang kaum irgendwo praktiziert wurde. Im Verein zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlössles und zur Pflege der Ortsgeschichte, dessen Vorsitzender Thumm ist, war die Idee aufgekommen, die Tafeln auf leicht aufzuhängenden Kunststoff zu kopieren. Der Verein hat nicht nur die Kosten dafür übernommen, sondern auch im „Törlesraum“ zusammen mit der Stadt einen Ausstellungsraum geschaffen. Kleine Teile der Sammlung wurden schon in früheren Jahren kurzzeitig ausgestellt.

Die ältesten Fotos stammen aus den 1890er Jahren. Um 1900 beginnen die Schul- und Konfirmations-Gruppenbilder. Besonders interessant findet Thumm die ab 1925 zumeist vom Steinheimer Fotografen Niethammer gemachten Fotos von Hochzeitsfeiern. Darauf seien oft Höpfigheimer zu erkennen, von denen es sonst kein einziges Bild gebe. Wichtig sind ihm die Abbildungen über Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe. Zu sehen sind der letzte Weber und erste Baumspritzmaßnahmen, Flachs-Rupferinnen und Spaziergänger auf der autofreien Autobahn, ein pferdegezogener Getreidebinder, Emil Enderle im Schulflugzeug, eine Tanzschule im Hirschsaal und vieles mehr. Die Ausstellung im Törle im Schlosshof ist fürs Erste nur am Sonntag, 20. Mai, von 11 bis 19 Uhr zu sehen. Ab 13 Uhr wird im benachbarten Gemeinschaftsraum der Feuerwehr bewirtet. Eine vorerst auf zehn Exemplare beschränkte Auflage von zehn Katalogen mit allen Tafeln in verkleinerter Form kann auf Nachfrage erhöht werden.

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