Geschichtliche Orientierung(ca. 3 Minuten Lesezeit)

Enthüllung der Tafel
Die Tafel am Schlössle ist im Rahmen eines kleines Festakts der Öffentlichkeit übergeben worden. Foto: avanti.

Steinheim-Höpfigheim – Schilder geben Aufschluss über historische Gebäude. Tafel am Schlössle wurde enthüllt.
Wer durch Höpfigheim schlendert, kann sich nun ganz einfach darüber informieren, welche wechselvolle Geschichte der Ort hinter sich hat. Zu verdanken ist das dem Verein zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlössle im Allgemeinen und dessen Erstem Vorsitzenden Gustav Adolf Thumm im Besonderen. Er hat nämlich die Anregung für 18 Informationstafeln geliefert, auf denen verschiedene historische Gebäude in unterschiedlichen Farben verzeichnet sind – Rot für die herrschaftlichen Gebäude, Gelb für die der Gemeinde und Blau für die Kirchengebäude-, und er hat auch die fachlichen Inhalte beigesteuert.

„Mir war es wichtig, dass geschichtliche Zusammenhänge dargestellt werden“, sagte Thumm bei der Enthüllung der Großtafel am Schlössle am Sonntag, bei der zugleich mit etwas Verspätung das zehnjährige Bestehen des Vereins gefeiert wurde. Um der Zusammenhänge willen ist nicht nur ein einzelnes Gebäude, sondern ein
ganzer Plan auf der Tafel abgebildet. Doch das war nicht das Einzige, worauf Thumm Wert gelegt hat: „Was hier zu sehen ist, ist die Urflurkarte von 1832.“ Ein paar Zugeständnisse habe man allerdings machen müssen, weil nun auch interessante Höpfigheimer Gebäude markiert sind, die es damals noch nicht gab.

Der Erste Beigeordnete der Stadt Steinheim, Norbert Gundelsweiler, dankte dem Verein für sein Engagement und betonte: „Heimatgeschichte, Heimatverbundenheit sind Themen, die wieder im Kommen sind.“ Bei den zahlreichen Gästen der Tafelenthüllung kam die Aktion ebenfalls gut an. Nun fehlt nur noch eine Tafel an der Kirche, die wegen des Gerüsts derzeit nicht montiert werden kann.

Gustav Adolf Thumm informierte auch über die Geschichte des Höpfigheimer Schlössles, das ursprünglich eine herrschaftliche Domäne war. Als das Schlossgut 1767 aufgelöst wurde, bat die Gemeinde darum, das Ganze inklusive der rund 180 Hektar Land kaufen zu dürfen. „Höpfigheim hatte damals nur sehr wenig Land und Vieh.“ Für den stolzen Kaufbetrag von 7.000 Gulden wechselte die Domäne den Besitzer.

Thomas Deyhle führte im Anschluss an die feierliche Enthüllung noch rund anderthalb Stunden lang interessierte Besucher durch den Ort. Start war der äußere Schlosshof, dem man heute wegen der durch das „Törle“ führenden Straße nicht mehr ansieht, dass es mal ein abgeschlossenes Gelände war. Die meisten der Gebäude sind aber noch erhalten. Ungewöhnlich groß für damalige Verhältnisse war die Arrestzelle im Schlössle, in die bei der Gelegenheit auch ein Blick geworfen werden konnte. “Den Wunsch, für den heutigen Tag einen Sträfling zu bekommen, hat das Innenministerium leider abgelehnt“, witzelte Deyhle. Für Zahlungsunfähige sei der runde Turm genutzt worden, der noch aus der Zeit stammt, als das Schlössle eine Burg war. „Mehr als einen hat’s für Höpfigheim nicht gelangt“, so Deyhle. Eine Nacht im Turm hieß damals: Die Schulden sind erlassen. Der Turm wäre übrigens fast abgerissen worden, wurde jedoch von einem Privatmann aufgekauft und restauriert.