
Steinheim – Tag der offenen Tür im renovierten und neu geordneten Höpfigheimer Ortsarchiv.
Drei Jahrhunderte, 560 Namen, 8,82 Meter und 42 DIN A3-Seiten: Der Stammbaum der Familie Enderle kann sich sehen lassen. Am Sonntag wurde er beim Tag der offenen Tür im Ortsarchiv Höpfigheim präsentiert, genauso wie die frisch sanierten Räume. Betreut werden die Räume vom Verein zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlössles und zur Pflege der Ortsgeschichte. Dass gerade der Stammbaum der Familie Enderle zu neuen Ehren kam, hat einen besonderen Grund: Ein 86-jähriger Amerikaner hatte beim Schlösslesverein, wie der Verein im Ort nur genannt wird, nachgefragt, ob seine Vorfahren namens Enderle aus Höpfigheim stammen. Der Ortsarchivar Dr. Gustav-Adolf Thumm forschte nach. Es gab zwar keine Vorfahren, aber Thumm und Vereinsmitglied Jürgen Bez schrieben darüber einige Berichte fürs Nachrichtenblatt.
„Dann entstand die Idee, den Stammbaum der Familie Enderle grafisch darzustellen“, erklärt Jürgen Bez vom Verein. Dies ließ sich auch einigermaßen einfach bewerkstelligen, da Hermann Enderle 1938 ein Buch über seine Familie veröffentlicht hatte. 1701 kam Michael Enderle nach Höpfigheim, bis 1938 sind 560 Namen verewigt. Der Stammbaum erstreckt sich über 8,82 Meter und 42 DIN A3-Blätter.
„Die heutigen haben wir noch nicht drin, aber die folgen noch“, sagt Jürgen Bez, der sich die Arbeit mit Jürgen Nafzger teilte. Komplettiert wird der Stammbaum mit Fotos der Familie, unter anderem von Hermann Enderle und von einem Familientag, der im Juli 1937 in Höpfigheim gefeiert worden war. Von diesem Treffen im Wald gibt es ein Gruppenfoto. 24 der 108 Personen haben Bez und Nafzger bereits identifiziert. Auch ein Lied hat Hermann Enderle für den Familientag gedichtet: „Drunten in Höpfigheim“ ist natürlich ebenfalls ausgestellt. Auch in Zukunft soll der Raum über der Eingangstür des Torturms für Ausstellungen genutzt werden.
Seither befand sich hier das Ortsarchiv. In den Regalen standen Bücher eng an eng, waren kaum noch zugänglich. Jetzt wurde nicht nur dieser Raum saniert und dient als Ausstellungsraum, sondern auch die Zimmer im Obergeschoss können sich wieder sehen lassen. Hier stehen jetzt die alten Akten.
Jürgen Bez und Jürgen Nafzger sortierten die Akten wieder neu zusammen und beschrifteten die Regale. „Die Bücher an sich waren schon nach Themengebieten wie Reichstagsgeschichte oder Weinbau sortiert nummeriert, fünf, sechs Abende in den Räumen und brachten ihren Frauen Wäsche voller Papierstaub mit.
Auf die beiden kommt noch weitere Arbeit zu, denn der Nafzger-Stammbaum und das Sortieren und Einräumen der Akten, die noch auf dem Dachboden liegen, wird das nächste Projekt der beiden. „Der Nafzger-Stammbaum wird wahrscheinlich noch größer“, vermutet Jürgen Nafzger. Denn der erste Nafzger taucht 1597 in den Akten auf.
Über die Familienforschung kamen Jürgen Nafzger und Jürgen Bez auch zum Ortsarchiv und zum Schlösslesverein. „Wir wollen Dr. Thumm bei der Arbeit unterstützen und außerdem mehr Leute für dieses Thema gewinnen“, erzählt Jürgen Bez. Denn 67 Mitglieder seien einfach zu wenig, schließlich habe Höpfigheim mehr als 2000 Einwohner.