Verein zur Erhaltung des Höpfigheimer Schlößles und zur Pflege der Ortsgeschichte e. V.  Neque nihil neque nimis - Weder nichts, noch zuviel
 

Historischer rundgang durch Höpfigheim

1. Das Schloss

1344 erstmals als Burg im Dorf urkundlich erwähnt, war die Burg als Lehen an verschiedene Besitzer vergeben, bevor sie1486 in den Besitz der Familie von Speth kam und ausgebaut wurde. 1587 wurde die Anlage an Herzog Ludwig von Württemberg verkauft, der den Geheimrat Melchior Jäger von Gärtringen damit belehnte. Unter seiner Regie erhielt das Schloss, das damals noch mit einem wassergefüllten Graben umgeben war, sein heutiges Aussehen. Im Torturm lies er sein Allianzwappen anbringen mit der Inschrift: NEQUE NIHIL NEQUE NIMIS: weder nichts, noch zu viel. 1708 schenkte Herzog Eberhard Ludwig das Schloss seiner Mätresse, Wilhelmine von Grävenitz, die es aber nur wenige Monate behielt. 1714 wurde Erbprinz Friedrich Ludwig Besitzer des Schlosses. Es sollte für ihn als Residenz ausgebaut werden. Sein früher Tod 1731 verhinderte dies jedoch. Das Schloss wurde Sitz des herzoglichen Stabs- und ab 1807 bis 1814 des königlichen Kameralamts des Oberamts Marbach. 1754 wurde die ursprüngliche Zugbrücke durch die heutige Steinbrücke ersetzt. 1815 kaufte die Gemeinde das Schloss. Seit 1820 waren das Rathaus (bis 1973) und die Schule (bis 1965) hier untergebracht. Mittlerweile steht in den ehemaligen Schulräumen im Erdgeschoss ein neugestalteter Raum für verschiedene Gemeindezwecke zur Verfügung.

2. Die Zehntscheuer

Die Zehntscheuer, der nördliche Teil des Gebäudes, wurde 1767 mit den Schlossgutflächen andie GemeindeHöpfigheim verkauft,  die Schafscheuer (südlicher Teil) 1815 an Höpfigheimer Bürger. Im Jahr 1859 verkaufte die Gemeinde die Zehntscheuerebenfalls an Bürger, weil die Abgaben ab 1855 nicht mehr in Naturalien, sondern ausschließlich in Geld geleistet werden mussten.

3. Der Schlosshofturm

Der Rundturm gehört zur äußeren Wehranlage des Schlosses die bei der Erweiterung der Schlossanlage unter Melchior Jäger von Gärtringen Ende des 16. Jahrhunderts vorgenommen wurde. Mit dem Lehen hatte er auch das Recht Stock und Galgen aufzurichten und damit die Gerichtsbarkeit am Ort. 1820 verkaufte das Kameralamt Marbach den als Gefängnis bezeichneten Turm an die Gemeinde. Seit 1855 ist der Turm in Privatbesitz.

4. Das Schafhaus

Das Weiderecht für 250 bis 300 Schafe wurde für mehrere Jahre an einen Schäfer vergeben. Die Tiere, die ganzjährig die Gemarkung beweideten, waren im Schafstall untergebracht. Die Schäferwohnung lag wohl im südlichen Teil der herrschaftlichen Zehntscheune (siehe Station 2), im „Törle“ hauste der Schafknecht. 1828 kaufte die Gemeinde das Gebäude nebst Schafgerechtigkeit und Schäferstube im Törle. 1902 wurde das baufällige Schafhaus abgerissen und durch ein neues Gebäude mit Farrenstall, Scheune, Geräteraum für die Feuerwehr und Bürgermeisterwohnung im Obergeschoss erstellt. Heute wird das Gebäude im Erdgeschoss von der Feuerwehr benutzt. Im Obergeschoss ist ein Bürgerraum untergebracht und im Dachgeschoss sowie im „Törle“ das Ortsarchiv.

5. Der Torturm

Der massive Torturm mit Fachwerkaufsatz und Wehrerkern von 1593, im Volksmund „Törle“ genannt, gehörte wie der Rundturm zur äußeren Schlossbefestigung. Die Wappentafel trägt neben der Jahreszahl auch die Wappen Melchior Jägers (Jagdhorn), seiner ersten Frau Agathe Luz (?) und seiner zweiten Frau Anna von Berlichingen (Rad), die ihm sieben Kinder gebar. Heute sind Teile des Ortsarchivs dort untergebracht.

6. Das neue Meyerei-Haus

1767 verkaufte Herzog Karl Eugen alle Acker- und Wiesenflächen seines ‚Schloss- und Meyerey-Gutes‘, das damals an die drei Pächter, Beuttler, Pflugfelder und Rometsch vergeben war, an die Gemeinde Höpfigheim. Diese verteilte die Fläche auf 114 Bürger. Auch das neuere Meyerei-Haus, das zwischen 1720 und 1750 worden war und dem Meyer Rometsch als Wohnhaus mit Stallungen gedient hatte, wurde an mehrere Höpfigheimer Bürger verkauft.

7. Das ältere Meyerei-Haus

Im südlichen Teil des langgezogenen, älteren Meyerei-Hauses waren die Wohnräume der Pächter Pflugfelder und Beuttler untergebracht. Den übrigen Teil nutzte Beuttler als Scheune und Stallungen für Pferde und Kühe. Erbprinz Friedrich Ludwig, der sich oft und gerne in Höpfigheim aufhielt, nutzte den mittleren Trakt des Gebäudes bis zu seinem frühen Tod im Jahr 1731 als Marstall für sein Gefolge. 1767 wurde auch dieses Gebäude an Höpfigheimer Bürger verkauft. Bis 1814 blieb dem königlichen Kameralamtmann, der die Güter vom Schloss aus verwaltete, in der älteren Meyerei jedoch noch ein Stall für drei Pferde.

8. Das alte Schul- und Rathaus

Bis zum Jahr 1815 waren in diesem, in direkter Nachbarschaft zu Kirche, Pfarrhaus und Schlossareal gelegenen Gebäude sowohl das Rathaus, als auch die Schule untergebracht. Mit dem Kauf des Schlosses durch die Gemeinde konnte beides in größere Räume dorthin verlegt werden. Das Eckhaus wird seither wieder privat genutzt.

9. Die Scheune des Pächters Rometsch

Das Gebäude gehörte bis 1767 zum Schlossgut und wurde von Pächter Rometsch genutzt. Mit dem Verkauf aller herzoglichen Mayerei-Güter, ging die Scheune zu gleichen Teilen in den Besitz von 12 Höpfigheimer Bürgern über. Der darunter befindliche Keller blieb jedoch im Besitz der herzoglichen Rentkammer. Auf Drängen des damaligen Pfarrers Behringer wurde der Keller 1816 von der Kirche gekauft, weil der bisherige Keller im herrschaftlichen Bandhaus und Fruchtkasten (siehe Station 16) nicht mehr benutzt werden konnte.

10. Die Scheune des Pächters Pflugfelder

Auch die Scheune des Pächters Pflugfelder wurde 1767 bei der Auflösung der Meyereigüter an zwölf Höpfigheimer Bürger verkauft. Der darunter liegende Keller wurde 1822 beim Verkauf der rund 5,5 Hektar Weinberge des ehemaligen Schlossgutes an mehrere Höpfigheimer Bürger veräußert.

11. Das untere Gemeindebackhaus

Das untere Gemeindebackhaus wurde 1837erbaut, nach dem 1835 ergangener Erlass an alle Gemeinden ergangenen war, eigene Gemeindebackhäuser zu errichten. Das Backhaus war bis in die 1980er Jahre noch regelmäßig in Betrieb. Er hat zwei Backöfen.

12. Die Kelter

Die um 1580 erbaute Kelter gehörte zum Schlossgut und wurde 1834 von der königlichen Finanzkammer an die Gemeinde verkauft. Im Jahr 1859 hatte die Kelter fünf Kelterbäume (Pressen) aus Eichenholz und eine Trotte zum Zerquetschen der Trauben. Außerhalb der Herbstzeit waren die Bütten und Zuber der Wengerter in der Kelter gelagert. Die Rebfläche umfasste damals ca. 70 Hektar. 1868 wurde eine Spindelpresse und 1927 eine hydraulische Presse angeschafft. 1952 erfolgte die Gründung der Weingärtnergenossenschaft Höpfigheim, die sich später der WG Mundelsheim und dann der WG Lauffen angeschlossen hat.

13. Die St. GeorgsKirche

Die schlichte Chorturmanlage geht vermutlich auf eine Kapelle zurück, die bereits im 13. Jahrhundert vorhanden gewesen sein könnte. Dafür spricht der Turmchor als kapellenartiger Bau, an den dann zur Erweiterung nach Westen das Kirchenschiff angebaut wurde. Das spätgotische Netzrippengewölbe in Chor und Schiff stammt aus der Zeit um 1500, als die Familie Speth die Ortsherrschaft und das Kirchenpatronat innehatte. Schön gearbeitete Renaissancegrabmäler schmücken das Innere der Kirche, wie das von Hans Ludwig Speth und Melchior Jäger von Gärtringen.

14. Das evangelische Pfarrhaus

Melchior Jäger von Gärtringen ließ das stattliche Pfarrhaus 1588 erbauen, kurze Zeit nachdem er die Ortsherrschaft angetreten hatte. Zwischen Pfarrhaus und Kirche erstreckt sich heute das 2003 eingeweihte Gemeindehaus der evangelischen Kirchengemeinde.

15. Die Widdumhof-Scheune

Die einst zum landwirtschaftlichen Pfarrgut (Widdum) gehörende Scheune wurde 1617 erbaut und Ende des 17. Jahrhunderts vom Herzog an Privatleute verkauft. Die Widdumhofbauern waren noch im 19. Jahrhundert verpflichtet, zur Rindernachzucht zwei Farren, geschlechtsreife männliche Hausrinder, zu halten. Einer davon wurde von der Gemeinde angeschafft und auf drei Jahre an die Widdumshofbesitzer „verliehen“. 1902 ging die Farrenhaltung an die Gemeinde über, als an der Stelle des alten Schafhauses ein neues Farrenstallgebäude gebaut wurde (siehe Station 4).

16. Die kleine Zehntscheuer mit Fruchtkasten und Bandhaus

Im Fruchtkasten (Lagerfläche für Getreide) unter dem Dach der kleinen Zehntscheuer wurde das Getreide aus gemeindeeigenen Grundstücken, den Fleckenäckern, auf drei Fruchtböden gelagert. Die Vorhaltung dieser Getreidevorräte war gesetzlich vorgeschrieben und wurde vom herrschaftlichen Kastenknecht kontrolliert. Ebenfalls in der kleinen Zehntscheuer untergebracht war das „Bandhaus“, die Küferei, die für die Weinlagerung und Instandhaltung der großen Holzfässer für die rund 5,5 Hektar herrschaftlicher Weinberge zuständig war. 1816 verkaufte das königliche Kameralamt die kleine Zehntscheuer samt dem darunter befindlichen, vom jeweiligen Pfarrer bisher mitbenutzten Keller, an Höpfigheimer Bürger (siehe auch Station 9).

17. Das obere Gemeindebackhaus

Das 1840 erbaute obere Backhaus ist wie das untere mit zwei Backöfen ausgestattet. Beide Backhäuser wurden von einem ‚Backmeister‘, später von einer ‚Backmeisterin‘ beaufsichtigt, der die Reihenfolge der Backzeiten durch Lose festlegte und auf einer Tafel an der Tür bekannt gab.

18. Der alte Friedhof

Ursprünglich war der Friedhof direkt bei der St. Georgskirche angelegt worden. Wegen der vielen Todesfälle im Dreißigjährigen Krieg musste 1644 auf der Anhöhe nördlich des damals bebauten Ortsgebiets ein neuer Friedhof angelegt werden. 1834/35 wurde die Fläche um die Hälfte erweitert. 2003 kam die neuangelegte Friedhofsfläche hinzu.

19. Die Bruder-Klaus-Kirche

Die katholische Kirche wurde im Jahr 1962 im damals neu erschlossenen Baugebiet Hechelsten erbaut und im Juli 1963 durch Bischof Leiprecht geweiht. Sie gehört zur katholischen Kirchengemeinde Heiliggeist in Steinheim und wurde auf Betreiben vieler Heimatvertriebener aus dem Gebiet der ehemaligen Österreich-Ungarischen Monarchie erbaut, die sich nach dem Krieg in Steinheim und Umgebung niedergelassen hatten.